DAS INVESTMENT MAGAZIN – DAS ORIGINAL – SPD und Grüne sehen in den Schweizer Problemen bei der Verabschiedung des umstrittenen Steuerabkommens mit Deutschland einen Beleg für dessen gravierende Mängel.
“Das Steuerabkommen stellt auch nach den Änderungen immer noch einen starken Verstoß gegen die Steuergerechtigkeit und ein großzügiges Entgegenkommen gegenüber Steuerkriminellen dar”, erklärte der Vize-Chef der SPD-Bundestagsfraktion; Joachim Poß; am Donnerstag. Die deutschen Bundesländer sollten diese Schwächen gegenüber Finanzminister Wolfgang Schäuble deutlich machen. Die Grünen-Finanzpolitiker der Grünen Gerhard Schick und Thomas Gambke forderten den Bundesrat auf, das Abkommen abzulehnen. Wirkliche Fortschritte im Kampf gegen die Steuerflucht bringe es keine.
Zu Beginn eines Treffens der Finanzminister der Bundesländer in Halle kam das Thema nach Angaben aus Teilnehmerkreisen nicht zur Sprache. Möglicherweise stehe das aber am Freitag im Finanzausschuss des Bundesrates an, hieß es. Gravierende Veränderungen der kritischen Haltung auf Seiten der SPD- und Grünen-geführten Länder habe es zuletzt keine gegeben.
Poß nannte die Hängepartie rund um das Steuerabkommen “Schäubles bisher größtes Versagen”. Das Abkommen in seiner vorliegenden Form ermögliche es Steuerkriminellen weiterhin, ihr Geld unerkannt aus der Schweiz in andere Steueroasen zu schaffen. Schick und Gambke erklärten, nach wie vor stehe die Möglichkeit eines Referendums in der Schweiz im Raum. In beiden Ländern drohe die Ablehnung. Unvermindert stelle das Abkommen einen starken Verstoß gegen die Steuergerechtigkeit und ein großzügiges Entgegenkommen gegenüber Steuerkriminellen dar.
Das Votum über das Vorhaben im Schweizer Nationalrat war am Vortag nicht reibungslos verlaufen. Während das Abkommen selbst mit großer Mehrheit verabschiedet wurde, scheiterte danach ein Ausführungsgesetz knapp. An der grundsätzlichen Zustimmung ändert das nach Angaben von Parlamentsexperten nichts.
Mit dem Steuerabkommen soll der jahrzehntelange Streit über Schwarzgelder von deutschen Kunden auf Schweizer Bankkonten beendet werden. Allerdings bedarf das Gesetz in Deutschland auch der Zustimmung der Länderkammer, und dazu sind Stimmen aus dem Lager der SPD- und Grünen-regierten Länder nötig. Die aber lehnen die Vereinbarung ab, weil sie nach ihrer Auffassung immer noch zu pfleglich mit Steuerhinterziehern umgeht. Das deutsche Finanzministerium hatte am Vortag erklärt, es rechne damit, dass sich die Ratifizierung in Deutschland bis in den November hinziehen werde. Das Abkommen sieht für unversteuerte Gelder von Deutschen in der Schweiz eine pauschale Nachversteuerung mit Sätzen zwischen 21 und 41 Prozent vor, künftige Kapitalerträge werden mit rund 26 Prozent genauso hoch wie im Inland besteuert.
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